Zunfterbe
Alchemie Holz Keramik Kunst Metall Nahrung Naturbeobachtung Naturprodukte Schreiben Stein Stroh Textilien

Herstellung von Holzteer mittels des Grubenmeiler-Verfahrens

Das Grubenmeiler-Verfahren ist eine historisch belegte Methode, die trotz geringerer Ausbeute als beim Doppeltopf-Verfahren ↗, und aufwendiger Feuerführung durch ihre Einfachheit und die Möglichkeit des kontinuierlichen Abflusses von Teer besticht. Es eignet sich vor allem für größere Produktionsmengen.

Fundlage und historische Grundlage

Querschnitt durch die Teerschwelgrube, Fundpunkt 720 Grabung Museumsdorf Düppel. Slawischer Obertopf mit gelochtem Boden und Pechresten

Foto: Museumsdorf Düppel - Lizenz: mit freundlicher Genehmigung

Das Grubenmeiler-Verfahren basiert auf archäologischen Funden trichterförmiger Gruben, die bei Grabungen identifiziert wurden. Diese Gruben weisen einen annähernd zylindrischen Boden mit einem Durchmesser von 23 bis 50 cm und einer Höhe von 18 bis 50 cm auf. Der obere Bereich ist trichterförmig mit einem Kegelwinkel von 58° bis ca. 100° und einem Mündungsdurchmesser von 75 bis 200 cm. Solche Strukturen lassen sich auf eine langjährige Nutzung zur Teergewinnung zurückführen.

Aufbau der Grube

Funktionsschema des Grubenmeiler-Verfahrens

Foto: Museumsdorf Düppel - Lizenz: mit freundlicher Genehmigung

Im zylindrischen Teil der Grube wird ein Auffanggefäß für den Teer platziert. Dieses wird mit einem Rost abgedeckt, um herabfallende Holzstücke abzufangen. Darüber wird das harzhaltige Holz, das in Stücke von etwa 2 x 2 x 10 cm gehackt wurde, in die trichterförmige Grube eingeschichtet. Die Holzfüllung sollte bis zum oberen Rand der Grube reichen. Die Oberfläche wird sorgfältig mit Rinde, Grassoden oder feuchtem Lehm abgedeckt, wobei ein freiliegender Kreisring von etwa 10 cm Breite belassen wird. Dieser Ring dient als Zündfläche für den Schwelvorgang.

Schwelvorgang

Das freiliegende Holz wird mit brennender Holzkohle entzündet. Der Schwelprozess erfordert besondere Aufmerksamkeit, da das Feuer kontinuierlich brennen muss, aber nicht zu schnell herunterbrennen darf. Die Kontrolle des Feuers ist aufgrund der Abdeckung und der Lage im Inneren der Grube eine Herausforderung und erfordert Erfahrung.

Ausbeute und Qualität

Die Ausbeute liegt bei diesem Verfahren mit etwa 4–5% deutlich unter der des Doppeltopf-Verfahrens. Der chemische Aufbau der gewonnenen Teere ist jedoch ähnlich. Beim Grubenmeiler-Verfahren fließt der entstehende Teer sofort nach unten ab, ohne längere Zeit hohen Temperaturen ausgesetzt zu sein. Dies führt zu einem Teer mit einem geringeren Anteil an Aromaten. Beim Doppeltopf-Verfahren hingegen sorgen die höheren Temperaturen für eine höhere Aromatenkonzentration.

Quellen:
  • Bialeková, Darina, 1993 = Funde von Teersiedereien aus groß- und nachmährischer Zeit aus dem Gebiet der Norddonauslawen. In: Proceedings of the First International Symposium of Wood Tar and Pitch 1993, State Archaeological Museum in Warsaw 1997.
  • Biermann, Felix, 1997 = Teererzeugungsgruben als Quelle zur Technik- und Wirtschaftsgeschichte des west- und südwestslawischen Siedlungsraumes. Ethnographisch - Archäologische Zeitschrift II/1997
  • Hohenstein, Adolf ,1857 = Die Theer - Fabrikation für Forstmänner und Waldbesitzer, Wien 1857
  • Kurzweil, A., Todtenhaupt, D., 1990 = Das Doppeltopfverfahren. Eine rekonstruierte mittelalterliche Methode der Holzteergewinnung. In: Experimentelle Archäologie in Deutschland (= Arch. Mitt. Nordwestdeutschland, Beih. 4) 472 - 479
  • Szafránski, W.,1949 = Wezesnohistoryczna smolamia z Biskupina w pow. Zninskim Slawia Antiqua 2.2
  • Todtenhaupt, Dieter; Kurzweil, Andreas, 1996 = Teergrube oder Teermeiler. Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland. Beiheft (Oldenburg) 18
  • Todtenhaupt, Dieter; Kurzweil, Andreas, 1999 = Teergrube oder Teermeiler? Archaeology of the Bronze and Iron Age, Proceedings of the International Archaeological Conference Százhalombatta 3.-7. October 1997, edited by Erzsébet Jerem and Ildikó Poroszlai, Archaeolingua, Budapest