
Grubenbrand: Keramik ohne Brennofen
Das Brennen im Freien ohne Ofen, wie es seit Urzeiten praktiziert wird, ist die einfachste Methode. Für den Grubenbrand sollten die Tone eine Magerung von mindestens 10 % (besser 20 oder gar 40%) aufweisen, um Spannungen durch die Hitzeverteilung gut auszugleichen. Für die kritische Phase der Erwärmung, bei der die Keramiken leicht bersten können, gibt es verschiedene Methoden der Feuerführung.
Methode mit Glutbedeckung
Bei dieser Methode setzt man auf die Minimierung des Kontakts mit der kalten Umgebungsluft. Hier sieht der Töpfer die Hauptgefahr in kühlen Winden während des Hauptfeuers.
- Grube ausheben
- Zunächst wird eine Erdgrube ausgehoben. Genügend Abstand zu Gebäuden und Bäumen ist ratsam. Von 20 bis 60 cm Tiefe und ungefähr einem Meter Durchmesser ist die Größe variabel. Bei noch größeren Brenngruben strahlt das Feuer eine zu große Hitze ab. Der Aushub wird rundherum zu einem Wall aufgeschichtet.
- Vorfeuer
- In der Mitte der Grube entfacht man ein Feuer und lässt es bis zur Glut herunterbrennen. Man benötigt die Vorfeuerung, um die Grubenwände auszutrocknen und Wärme zu speichern. Optional werden noch einige feuerfeste Steine (z.B. Granit) als Hitzespeicher ins Feuer gegeben.
- Einschichten
- Über die Glut legt man eine lockere, dünne Schicht aus frischem Gras oder feuchtem Laub als Flammenbremse. Wir verschaffen uns damit die Zeit zum Einschichten der Brenngrube, bevor alles lichterloh in Flammen steht. Darauf schichtet man eine zweite Lage aus trockenem Holz. Auf diesen Holzrost wird das Brenngut gelegt. Anschließend werden längere Holzscheite sorgfältig und mehrschichtig kegelförmig über die Rohlinge gestapelt. Dieser Aufbau muss schnell und präzise erfolgen, da das Feuer bald hell auflodert.
- Der Brand
- Mindestens zwei Stunden muss das Feuer brennen, da die chemischen Prozesse im Ton langsam ablaufen. Brennholz wird vorsichtig nachgelegt, um mechanische Schäden an den Töpfen zu vermeiden. Die Keramik sollte stets vollständig von Glut bedeckt sein, um zu verhindern, dass kalte Luft die Stücke erreicht und sie dadurch Risse bekommen.
- Abdecken mit Erde
- Am Ende des Brandes lässt man das Feuer wieder bis zur Glut herunterbrennen und deckt schließlich die gesamte Grube mit Erde ab. Hierfür wird der Aushub aus dem Randwall verwendet. Nach etwa 24 Stunden kann die Grube geöffnet werden. Aufgrund der sauerstoffreduzierten Atmosphäre in der Abkühlphase sind die Töpfe grau bis schwarz gefleckt und geflammt. Die typischen Schmauchspuren, die der Rauch beim offenen Brand hinterlässt, wurden von traditionellen Töpfern als Makel empfunden.
- Nachbehandlung
- Die Brenntemperatur war mit etwa 800 °C recht niedrig, daher sind die gebrannten Gefäße nicht wasserdicht versintert. Solche Töpfe wurden zum Kochen auf der Glut genutzt. Mit der Zeit werden sie durch organische Ablagerungen in den Poren von selbst einigermaßen wasserdicht. Man kann die Dichtigkeit auch durch wiederholtes Auskochen mit Milch herbeiführen, der etwas Kalk ↗ zugesetzt wird.
Methode mit langsamer Steigerung der Temperatur
Bei dieser Methode wird die Temperatur vorsichtig schrittweise erhöht, wobei das Hauptaugenmerk auf der Vermeidung von Temperaturstößen liegt. Die größte Gefahr wird hier im Aufheizen der Keramik gesehen. Die Unterschiede beginnen beim Einschichten der Keramikerzeugnisse:
- Einschichten
- Nach dem Vorfeuern wird die Keramik direkt auf die mit weisser Asche bedeckte Glut gesetzt, und bei 150-200°C etwa 30 bis 60 Minuten lang vorgewärmt.
- langsames Steigern der Temperaturen
- Danach stellt man dünne Äste senkrecht am Rand entlang in die Grube. Das Holz entzündet sich an der Glut. Die Flammen dürfen die Keramiken noch nicht berühren, sonst zerspringen sie. Langsam wird das Feuer ringförmig um das Brenngut verstärkt. Nach einer halben Stunde erreicht man mit dem Nachlegen von Brennholz die Keramiken, sie haben sich mittlerweile an die Temperatur angepasst ohne zu springen.
- Der Brand
- Jetzt bedeckt man das Brenngut mit Holz und feuert ungefähr eine halbe Stunde lang weiter. Man erkennt die Temperaturgrenze von 600°C, wenn der abgelagerte Ruß auf den Keramiken verbrennt und die rote Tonfarbe sichtbar wird. Diese Phase hält man eine bis anderthalb Stunden durch ständiges Nachlegen.
- Abdecken
- Dann wirft man Heu oder Stroh über die Objekte (starke Rauchentwicklung) und deckt mit trockener Erde ab, bis kein Rauch mehr austritt. Der Brand kühlt über Nacht ab.
- Nachbehandlung
- genau wie in der ersten Methode
- Fabian Peise: Düppeler Lexikon (Onlinepublikation)