Foto: Algont - Lizenz: CC BY-SA 3.0
Bienenwachs sammeln und aufbereiten
Der Wachskreislauf des Imkers
Imker gewinnen nicht nur Wachs, sondern benötigen es auch für die Herstellung neuer Mittelwände. Dabei stellt sich die Frage, ob sie einen offenen oder geschlossenen Wachskreislauf bevorzugen. Ein geschlossener Kreislauf bedeutet, dass ausschließlich das eigene Wachs im Betrieb verwendet wird, während ein offener Kreislauf den Austausch von Wachs mit anderen Imkern oder Lieferanten erlaubt. Diese Entscheidung ist vor allem eine Frage des Vertrauens, da keine gesetzliche Definition für die Bezeichnung „reines Bienenwachs“ existiert. Häufig wird Bienenwachs mit Paraffin gestreckt oder chemisch behandelt, was Qualität und Reinheit beeinträchtigen kann. Die einzigen, die wirklich von reinem Bienenwachs profitieren, sind die Bienen selbst. Um die Reinheit des Wachses zu gewährleisten und es im eigenen Kreislauf zu halten, wird es vor der Wiederverwendung gründlich gereinigt und idealerweise auch sterilisiert. Überschüsse, die nicht mehr benötigt werden, können aus dem Kreislauf entnommen und beispielsweise für die Herstellung von Kerzen oder andere Verwendungen genutzt werden.
Wachs entnehmen
Ein Bienenvolk liefert dem Imker im Durchschnitt etwa 1 kg Wachs pro Jahr. Die Menge pro Wabe variiert je nach Rähmchenmaß: Bei Deutsch Normalmaß liegt sie bei etwa 80 g, bei Zander-Rähmchen bei rund 90 g. Die Entnahme von Wachs ist ein integraler Bestandteil der Imkerei und dient nicht nur der Wachsgewinnung, sondern auch der Hygiene und Gesundheit des Bienenvolks. Typische Anlässe für die Entnahme von Wachs sind:
- Entdeckeln der Honigwaben vor dem Schleudern. Um den Honig aus den Waben zu gewinnen, werden die Wachsdeckel entfernt. Dieses Entdeckelungswachs ist meist besonders rein.
- Aussortieren alter Rähmchen mit dunklem Wabenwerk: Nach 3 bis 5 Jahren werden Waben ausgetauscht, da sie durch Rückstände wie Kot, Pollen und Krankheitserreger belastet sind. Zudem werden die Zellen durch wiederholtes Verdeckeln kleiner, was die Kapazität für Brut und Honig verringert.
- Entfernen beschädigter Waben: Waben, die durch Bruch, Räuberei, Wachsmottenbefall oder andere Schäden unbrauchbar oder kontaminiert sind, werden aussortiert, um das Bienenvolk zu schützen.
- Entnahme von Drohnenbrut: Um die Vermehrung der Varroamilben zu kontrollieren, wird gezielt Drohnenbrut entfernt. Dabei schneidet der Imker Teile des Wabenwerks heraus.
Warum muss das Wachs gereinigt werden?
Unbehandeltes, pur aufgeschmolzenes Wachs ist für die Weiterverarbeitung, beispielsweise zur Kerzenherstellung, nicht geeignet. Ohne Reinigung bleiben zahlreiche Schwebstoffe und Verunreinigungen im Wachs zurück, die die Qualität und Funktionalität beeinträchtigen: Das Wachs bleibt graubraun, was sich negativ auf die Ästhetik der Kerzen auswirkt. Schwebstoffe verstopfen die Dochte, wodurch die Kerzen ungleichmäßig oder schlecht brennen. Die Verunreinigungen führen dazu, dass die Flammen stark rußen und schließlich verlöschen. Eine gründliche Reinigung des Wachses entfernt diese Rückstände und sorgt dafür, dass das Endprodukt sowohl optisch ansprechend als auch funktional einwandfrei ist.
Mechanische Reinigung des Bienenwachses: Schmelzen
Durch das Schmelzen trennt sich das Wachs von den groben Verunreinigungen, die in der Regel absinken oder oben aufschwimmen und später entfernt werden können. Zum Schmelzen wird das Wachs aus alten Waben zunächst entweder aus den Rähmchen ausgeschnitten oder mitsamt den Rähmchen in einen Wachsschmelzer gelegt. Eine einfache Alternative ist ein hitzebeständiger Topf, der in einem Wasserbad erhitzt wird. Für den Schmelzvorgang gibt man Wachs und Wasser zusammen in den Topf. Bienenwachs schmilzt bei einer Temperatur von etwa 80°C und sollte in diesem Bereich gehalten werden. Bringt man das Wachs-Wasser-Gemisch zum Kochen, kann der Druck des Wasserdampfs nicht entweichen, weil das Wasser vom Wachs bedeckt ist. Der Druck entlädt sich dann ruckartig und wird die ganze Küche in Mitleidenschaft ziehen. Im Wasserbad kann dies nicht passieren. Sollte Wachs jemals in Brand geraten, darf es keinesfalls mit Wasser gelöscht werden. Verwende stattdessen eine feuerfeste Abdeckung, um die Flammen zu ersticken.
Das richtige Wasser: Vermeidung der Verseifung
Die Wahl des Wassers ist entscheidend, da Kalk und Mineralien eine Verseifung des Wachses auslösen können. Regenwasser ist meist kalkfrei und daher gut geeignet, solange es sauber aufgefangen wurde. Für die meisten Hobbyanwendungen reicht sauberes Regenwasser aus. Abgekochtes Wasser reduziert den Kalkgehalt nicht vollständig, entfernt jedoch Kohlendioxid und verringert so Kalkablagerungen. Es ist eine bessere Option als unbehandeltes Leitungswasser. Dennoch bleibt destilliertes Wasser die sicherste Wahl, da es völlig frei von Mineralien und Ionen ist, die das Wachs beeinträchtigen könnten. Bei der Verseifung reagiert Kalk (Calciumionen) mit den freien Fettsäuren im Wachs und bildet sogenannte Kalkseifen. Diese machen das Wachs trüb, weniger formbar und verleihen ihm eine seifige Haptik, wodurch es für viele Anwendungen wie Kerzenherstellung oder Pflegeprodukte unbrauchbar wird. Obwohl die Verseifung bereits bei Kontakt mit hartem Wasser einsetzt, verläuft der Prozess langsam. Für eine spürbare Beeinträchtigung sind höhere Temperaturen oder längere Einwirkzeiten erforderlich. Dennoch können bei kalkhaltigem Wasser leichte Veränderungen auftreten – insbesondere bei Anwendungen, die eine hohe Wachsqualität erfordern.
Filtern
Um grobe Verunreinigungen aus dem geschmolzenen Wachs zu entfernen, wird es heiß durch ein geeignetes Filtergewebe gegossen. Grobe Verunreinigungen im Wachs sind Puppenhäute, Kot der Larven sowie gelegentlich Chitinteile von Bienen oder Varroamilben. Als Filtermaterial eignen sich alte, saubere Hand- oder Geschirrtücher. Alternativ können spezielle Filter, wie sie in Klimageräten verwendet werden, zum Einsatz kommen. Dabei ist darauf zu achten, dass das Material hitzebeständig und ungebraucht ist, um eine Verunreinigung des Wachses zu vermeiden. Ein sorgfältiges Filtern sorgt dafür, dass das Wachs klar und frei von störenden Partikeln bleibt.
Abkühlen
Foto: Maja Dumat - Lizenz: CC BY 2.0
Wiederholen
Es sind mehrere Durchgänge von Schmelzen und Abkühlen notwendig, um das Wachs vollständig zu säubern. Jedes mal schabt man die gebildete Schmutzschicht großzügig ab.
Bienenwachs von Faulbrut sterilisieren
Für die meisten Anwendungen ist es ausreichend, das Bienenwachs bei Temperaturen um 80°C zu schmelzen, um grobe Verunreinigungen zu entfernen. Die meisten Krankheitserreger wie die der Nosema oder Kalkbrut werden bereits bei diesen Temperaturen abgetötet. Für die vollständige Sterilisation gegen alle Krankheitserreger, einschließlich der Sporen der Amerikanischen Faulbrut, müssen Temperaturen von etwa 130°C für mindestens 30 Minuten erreicht werden. Diese Behandlung erfordert spezialisierte Geräte, wie sie in der professionellen Wachsumarbeitung eingesetzt werden. Befallene Bienenstöcke werden daher meist vollständig verbrannt, und man verzichtet auf die Nutzung des Wachses.
Das Aufhellen
Reines Bienenwachs ist eigentlich fast weiß. Der gelbe Farbton, der auch nach mehrmaligem Aufschmelzen noch erhalten bleibt, kommt von den enthaltenen Pollen, die sich kaum restlos entfernen lassen. Das Aufhellen des Wachses kann auf zwei verschiedene Arten erfolgen: durch langes Sonnenbaden oder durch die Verwendung einer Säurebehandlung. Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile. Die Säurebehandlung ist schneller, während das Sonnenlicht über mehrere Wochen hinweg eine sanfte Möglichkeit bietet. Eine einfache und langwierige Möglichkeit ist, das Wachs in dünne Schichten zu gießen und es mehrere Wochen in die Sonne zu legen. Eine bewährte Methode verwendet Essig oder Zitronensäure. Für etwa 5 kg Bienenwachs löst man 2 g Zitronensäure in 1 Liter Wasser auf und erhitzt diese Mischung mit dem Bienenwachs auf ca. 85 °C. Das Wachs und die Lösung müssen gründlich gerührt werden, um sicherzustellen, dass Wasser und Wachs gut miteinander in Kontakt kommen. Ein mechanisches Rühren ist hier besonders hilfreich. Zur Kontrolle der Aufhellung kannst Du einen Holzstab in das heiße Wachs tauchen und kurz abkühlen lassen. So lässt sich die Farbveränderung des Wachses einschätzen. Durch den Einsatz der Säure werden feinste Schwebstoffe aus dem Wachs ausgefällt, weshalb es sinnvoll ist, das Wachs nach der Behandlung noch einmal durch ein feines Gewebe zu filtern. Lass das Wachs nach der Behandlung wieder ganz langsam abkühlen, so dass sich das Wasser unter dem Wachs absetzen kann.
- Reinhard Büll: Das große Buch vom Wachs, 1977