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Foto: Chron-Paul - Lizenz: CC BY-SA 4.0.

Bau eines traditionellen Lehmofens

Theorie

Lehmöfen dieser Bauart wurden in verschiedenen Epochen und Kulturen verwendet. Verbreitet waren sie in prähistorischen, antiken und mittelalterlichen Gemeinschaften, sowohl in Europa als auch in anderen Teilen der Welt. Sie dienten zum Brotbacken, Töpfern oder auch für andere Zwecke wie das Brennen von Ziegeln oder Keramik.
In Europa sind solche Lehmöfen besonders im Mittelalter und in der frühen Neuzeit dokumentiert, vor allem in ländlichen und dörflichen Siedlungen. Sie gehören zu den einfacheren Bauformen, die oft in bäuerlichen Haushalten oder Gemeinschaftsbauten wie Dorfbäckereien genutzt wurden.

Praxis

Bau des Sockels

Zunächst wird ein kreisförmiger Flechtzaun errichtet und dieser mit Erde aufgefüllt und festgestampft, um einen stabilen Sockel von etwa 75 cm Höhe zu schaffen. Auf diesen Sockel wird eine Tenne gelegt, also ein Pflaster aus faustgroßen Feldsteinen. Die Lücken zwischen den Steinen werden mit Lehm gefüllt, so dass eine feste Oberfläche entsteht. Diese speichert später die Unterhitze beim Heizen des Ofens.

Aufbau des Ofens

Über dem Sockel wird ein Korb aus frischen Birkenstangen geflochten, wobei die Öffnung des Korbes nach unten zeigt. Das Flechtwerk sollte möglichst dicht sein. Die Öffnung des Ofens, das Ofenmaul, wird dabei so ausgerichtet, dass es in die Hauptwindrichtung zeigt. Das Ofenmaul ist leicht von der Kante der Tenne zurückgesetzt, damit sich später eine hölzerne Ofentür ohne herunterzufallen anbringen lässt, die das Maul sicher verschließt.

Auftragen der Lehmschichten

Zuerst wird eine Mischung aus Lehm und Wasser angerührt und eine 5 bis 8 cm dicke Schicht über die Tenne aufgetragen. Anschließend wird gehäckseltes Stroh in den Lehm eingemischt, um die Stabilität zu erhöhen, und der Lehm wird schichtweise auf das Birkengeflecht aufgebracht. Dabei bleibt im oberen hinteren Bereich ein Rauchabzug offen. Um eine stabile Wandstärke von bis zu 35 cm zu erreichen, werden 5 bis 6 Lehmschichten hintereinander aufgetragen. Jede Schicht muss ausreichend Zeit zum Trocknen haben, bevor die nächste Schicht aufgebracht wird. Vor dem Auftragen neuer Schichten wird die Oberfläche leicht angefeuchtet, um eine gute Verbindung zwischen den Schichten zu gewährleisten.

erstes Anheizen

Das fertige Gewölbe erreicht ein Gewicht von etwa sechs Tonnen. Nach einer Trocknungszeit von 4 bis 6 Wochen wird der Ofen zum ersten Mal langsam beheizt, um Risse im Lehm zu vermeiden. Der Reisigkorb brennt dabei aus, aber das Lehmdach ist dann selbsttragend. Die erste Heizphase dauert etwa 24 Stunden und dient dazu, den Lehm zu verhärten (Verziegelung) und eine stabile Struktur zu schaffen.

Dach errichten

Die Lehmschichten sind nicht bis zur Außenhaut verziegelt. Der Lehm bleibt wasserlöslich, und wird von der Witterung ausgewaschen. Um dem entgegenzuwirken, wird ein hölzernes Schrägdach errichtet, welches an allen Seiten weit genug übersteht, um Regen vom Lehmofen abzuhalten.
 
Quellen:
  • Fabian Peise: Düppeler Lexikon (Onlinepublikation), 2004

Materialien, Bücher, Bezugsquellen

Kiko Denzer, Hannah Field:
Build Your Own Earth Oven

Das Buch ist englischsprachig. Es bietet Schritt-für-Schritt-Anleitungen, wie man mit wenig Geld und einfachen Mitteln einen solchen Ofen baut, um perfekte Brote, Pizza, Fleisch und Gemüse zu backen.

Christian Kuhtz, Imke Kunow:
Öfen ganz aus Lehm gebaut!

eine Broschüre. Einfache und ursprüngliche Lehmbauweisen für Herde, Kuppel- und Gewölbeöfen zum Backen, Kochen, Heizen und Tonbrennen