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Foto: Tuherdias Awang - Lizenz: pexels

Ammoniakräuchern: Eine historische Methode zur Dunkelung von Eichenholz

Eiche verändert ihre Farbe

Zunächst ist Eichenholz an Stellen, die frisch an die Luft kommen, sehr hell. Es sind verschiedene Prozesse, die altes Eichenholz dunkel werden lassen.
Mooreiche: Während jahrhundertelanger Lagerung in sauerstoffarmen, feuchten Bedingungen von Mooren oder Sümpfen reagieren die Gerbstoffe des Holzes mit gelösten Eisenverbindungen im Wasser. Dieser Prozess erzeugt eine tiefdunkle Färbung.
Einfluss von UV-Licht: Eichenholz reagiert ebenfalls auf Licht, wenn auch weniger dramatisch als andere hellere Hölzer. Fichtenholz reagiert deutlich empfindlicher gegenüber UV-Licht. Dessen Harze und Eiweiße werden unter UV-Licht zersetzt und rufen so eine Verfärbung hervor.
Oxidation: Wenn Eichenholz längere Zeit der Luft ausgesetzt ist, beginnt es, durch den Kontakt mit Sauerstoff und Feuchtigkeit langsam zu oxidieren. Dies führt ebenfalls zu einer Dunkelung. Die langsame Oxidation führt zu einer gleichmäßigen, dunklen Patina mit braunen, rötlichen und oft auch leicht gräulichen Nuancen. Der Farbton ist nicht so uniform oder intensiv wie bei einer gezielten Ammoniakbehandlung.
Räuchern: Es gibt historische Hinweise darauf, dass Holz in der Vergangenheit häufig geräuchert wurde, insbesondere als Schutzmaßnahme gegen Insekten und Fäulnis oder um das Holz haltbarer zu machen. Beim Räuchern von Holz, zum Beispiel in Rauchkammern oder über Feuer, wird das Holz von den Rauchdämpfen verfärbt. Diese Art der Behandlung führt zu einer dunkleren Patina, die aber anders ist als die durch Ammoniak oder Oxidation entstehende.
Beizen mit Eisenverbindungen: Eisen(III)-chlorid oder andere Eisenbeizen wurden oft verwendet, um Holz zu färben und ihm eine dunkle Farbe zu verleihen. Diese Beizen reagieren mit den Gerbstoffen im Holz und könnten die natürliche Dunkelung des Holzes verstärken.

Reaktion von Gerbsäuren und Ammaniak

Eichenholz reagiert auf Ammoniak, weil es einen hohen Gehalt an Gerbsäuren (Tanninen) hat. Wenn Ammoniak mit diesen Gerbstoffen in Kontakt kommt, bildet sich eine chemische Verbindung, die die Farbe des Holzes deutlich verdunkelt. Der Farbton ist oft sehr kühl und eher grau oder blau-schwarz. Dieser Prozess wird als Ammoniakräuchern bezeichnet und ist eine traditionelle Technik zur Farbveränderung von Holz. Die resultierende Farbänderung ist nicht nur oberflächlich, sondern kann mehrere Millimeter tief ins Holz eindringen. Die Intensität der Dunkelung hängt vom Tanningehalt des Holzes, der Ammoniakkonzentration und der Dauer der Behandlung ab.
Es ist durchaus möglich, dass Holzobjekte in alten Gebäuden, die nah an Kuhställe grenzten, schneller dunkler wurden. Ammoniak wird durch den Abbau von tierischen Exkrementen freigesetzt. Entwickelt haben sich die Verfahren zur Räucherung aus Beobachtungen, die in alten Bauernhäusern gemacht wurden, in denen Mensch und Vieh unter einem Dach wohnten. Die Ammoniakgase aus den tierischen Ausscheidungen führten zu einer allmählichen Verbräunung von Eichenmöbeln. Gezielt konnte das Verfahren eingesetzt werden, indem man zu räuchernde Möbel in Pferdeställe stellte, denn der Urin der Pferde enthält besonders viel Ammoniak.

Andere Hölzer:

Hölzer mit hohem Tanningehalt sind besonders geeignet für das Ammoniakräuchern. Dazu gehören:

  • Eiche (besonders gut geeignet, da sie sehr viele Gerbstoffe enthält).
  • Kastanie (ähnlich reaktionsfreudig wie Eiche).
  • Nussbaum (in geringerem Maße).
  • Teak (enthält ebenfalls Tannine, aber weniger stark ausgeprägt).
Hölzer mit wenig oder keinen Tanninen, wie Ahorn, Birke oder Fichte, zeigen kaum bis gar keine Farbänderung. Bei diesen Arten fehlt der chemische Inhaltsstoff, der mit dem Ammoniak reagiert.

Vorbehandlung

Nur die europäischen Eichenarten (Stiel- und Traubeneiche) eignen sich, wegen ihres hohen Gerbstoffanteils. Roteiche und andere Eichenarten amerikanischer Herkunft sind nicht einsetzbar. Außerdem muss das äußere Splintholz vor der Behandlung entfernt werden. Die Oberfläche sollte lackfrei und ölfrei sein, um das Eindringen von Ammoniak zu gewährleisten. Da bei nachträglichen Arbeiten wie Schleifen oder Absägen die helle Grundfarbe hervortreten würde, müssen auch solche Arbeiten bereits abgeschlossen sein.

Vorsichtsmaßnahmen

Bei der Anwendung von Salmiakgeist ist Vorsicht geboten:

  • Verwende eine gut belüftete Umgebung.
  • Trage Handschuhe und Schutzbrille, da Salmiakgeist reizend ist.
  • Teste den Effekt an einem kleinen Stück Holz, bevor du größere Flächen behandelst.

Wie funktioniert das Ammoniakräuchern?

Der Prozess des Ammoniakräucherns ist relativ einfach, jedoch erfordert er präzise Kontrolle, um eine gleichmäßige Farbänderung zu erzielen: Das Holz wird in einer geschlossenen Kammer ausgesetzt, die mit Ammoniakdämpfen gefüllt wird. In der Regel wird dazu flüssiges Ammoniak (Salmiakgeist) verwendet. Das Holz wird für mehrere Stunden oder Tage diesen Dämpfen ausgesetzt. Der Kontakt mit den Dämpfen führt zu einer chemischen Reaktion, die die Tannine im Holz mit dem Ammoniak verbindet und die Farbe verdunkelt. Natürliche Farbvarianten bleiben erhalten, da der Farbton von der Menge der im Holz vorhandenen Gerbsäure abhängt.

Nach dem Räuchern: Lüften

Nach dem Räuchern wird das fertige Werkstück abgelüftet. Danach sollte das Holz soweit abgelüftet sein, dass die nicht gebundenen Anteile des Ammoniaks aus dem Holz diffundiert sind. Beim Verleimen von Räuchereiche ist darauf zu achten, dass das Holz ausreichend abgelüftet ist, da herkömmliche Weißleime nicht richtig aushärten, sollten noch Anteile von ungebundenem Ammoniak vorhanden sein. Nach einer ordentlich durchgeführten Ablüftung treten allerdings keine Probleme auf. Zur Pflege der geräucherten Produkte können sie zum Abschluss geölt werden.

Warum wurde Ammoniakkräuchern verwendet?

Eichenholz war in vielen Handwerksbereichen sehr begehrt, aber sein helles, frisch geschlagenes Aussehen passte nicht immer zu den eleganteren oder antiken Designs. Durch Ammoniakbehandlung konnte man das Holz alt und wertvoll erscheinen lassen, was besonders in Möbel- und Innenausstattungen gefragt war. Der dunklere Ton war ein begehrter Look, der an den tiefen, gealterten Farbton der Mooreiche erinnerte. Im 18. und 19. Jahrhundert, als Möbel aus Eiche weit verbreitet waren, war es üblich, das Holz durch Ammoniakräuchern dunkler zu machen. Der Prozess verlieh den Möbeln die beliebte antike Patina, die besonders in der viktorianischen und barocken Zeit gefragt war. Das Ammoniak bot eine schnelle Möglichkeit, Holz ohne lange Lagerung oder aufwendige chemische Behandlungen zu färben. Durch die Behandlung wird das Holz geschmeidiger und weniger spröde und zusätzlich widerstandsfähiger gegen Insekten- und Pilzbefall.

Warum blieb diese Technik relevant?

Das Ammoniakräuchern blieb auch im 20. Jahrhundert relevant, da es eine schnelle, kontrollierbare und kostengünstige Möglichkeit bot, Holz zu behandeln. In den letzten Jahrzehnten ist die Technik allerdings etwas in den Hintergrund gerückt, da moderne Beizen und Oberflächenbehandlungen einfacher in der Handhabung und verfügbar sind.